Rückblick: Die Konferenz von Locarno – Ereignis und Erinnerung (1925–2025)

Rückblick: Die Konferenz von Locarno – Ereignis und Erinnerung (1925–2025)

Am 15. Oktober 2025 hielt Prof. Dr. Christoph Cornelißen, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Stiftung, einen Vortrag über die Konferenz von Locarno, die sich in diesem Jahr zum hundertsten Mal jährt. Unter dem Titel Die Konferenz von Locarno – Ereignis und Erinnerung (1925–2025) beleuchtete er die Entstehung, Bedeutung und wechselvolle Rezeptionsgeschichte dieses Kapitels europäischer Diplomatie.

Im Oktober 1925 trafen sich im Tessiner Ort Locarno führende Politiker aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Belgien, um über Sicherheit und Frieden in Europa zu verhandeln. Schon damals war vom sogenannten „Geist von Locarno“ die Rede. Dieser Begriff stand einerseits für die offene Atmosphäre zwischen den Diplomaten und Politikern, wurde andererseits aber auch in der zeitgenössischen rechtsnationalen Presse spöttisch verwendet, um die Konferenz zu diffamieren. Das öffentliche und mediale Interesse an der Konferenz war in jedem Fall enorm.

„Locarno“, so Cornelißen, „steht für die Wiedereinführung der alten und geheimen Diplomatie, die nach dem Ersten Weltkrieg für ‚tot‘ erklärt worden war.“ Ausschlaggebend für den Fortschritt der Verhandlungen waren jedoch nicht die offiziellen Sitzungen mit allen Delegierten, sondern private Treffen zwischen dem deutschen Reichsaußenminister Gustav Stresemann, dem Reichskanzler Hans Luther, dem französischen Außenminister Aristide Briand und dem britischen Außenminister Austen Chamberlain.

In der Rezeptionsgeschichte wurde Locarno in den Nachkriegsjahrzehnten als „diplomatic failure” angesehen. Erst seit den 1990er-Jahren rücken wieder die positiven, friedensbetonenden Aspekte in den Vordergrund.

Eine Diskussionsrunde mit dem Publikum sowie ein anschließendes Beisammensein in der „Backstube“ rundeten den Abend ab.

Wer mehr  zur „Konferenz von Locarno 1925” erfahren möchte, dem empfehlen wir den Podcast unseres Tagungsteilnehmers Patrick O. Cohrs. (Podcast)