Zum Abschluss des Jubiläumsjahres anlässlich des 100. Todestages von Friedrich Ebert hat das Friedrich-Ebert-Haus am 20. November 2025 eine Podiumsdiskussion unter dem Titel „100 Jahre später – Was bleibt von Ebert?“ veranstaltet.
Auf dem Podium diskutierten Prof. Dr. Bernd Braun, aktueller Geschäftsführer der Stiftung, Prof. Dr. Walter Mühlhausen, ehemaliger Geschäftsführer, und Prof. Dr. Birte Förster von der Universität Bielefeld. Die Moderation der Veranstaltung übernahmen die wissenschaftlichen Mitarbeiter der Gedenkstätte, Dr. Joana Duyster Borredà und Dr. Claudio Steiger.
Im Zentrum des ersten Teils der Diskussion stand die Revolution von 1918/1919, bei der die Podiumsgäste besonders Eberts Fähigkeit zur Krisenbewältigung und sein entscheidendes Organisationsgeschick beim Übergang vom Kaiserreich zur Weimarer Republik hervorhoben.
Auch die Einführung des Frauenwahlrechts im Jahr 1919 war Thema. Hier zeigte sich das Podium geteilter Meinung darüber, inwieweit die Revolution selbst als treibende Kraft hinter diesem historischen Schritt gewertet werden kann. Frau Förster betonte, dass die Einführung des Frauenwahlrechts in Deutschland zwar mit dem Ereignis der Revolution von 1918 erfolgte, dieser Schritt jedoch nicht der eigentliche Grund, sondern das Ergebnis langfristiger Kämpfe seit dem Kaiserreich war. Zugleich hob sie hervor, wie unterschiedliche Frauenorganisationen von links wie rechts in der Weimarer Republik mit ihren neuen Rechten umgingen. Reichspräsident Ebert war in dieser Entwicklung zu mehr Teilhabe der Frauen demnach ein wichtiger, aber nur einer von verschiedenen Akteuren.
Weitgehende Einigkeit herrschte hingegen bei der Bewertung von Eberts Amtsführung als Reichspräsident. Walter Mühlhausen führte aus, dass Friedrich Ebert im revolutionären November 1918 angesichts der Hungersnot und des massiven Zustroms von Kriegsheimkehrern durch seinen Stabilisierungskurs das drohende Chaos und einen Bürgerkrieg erfolgreich abwendete. In der Organisation und Etablierung der Weimarer Nationalversammlung liegt eine bleibende Leistung für die Demokratie.
Bernd Braun betonte, dass Eberts Selbstverständnis als Reichspräsident aller Deutschen bis heute prägend sei. Das heutige Amt des Bundespräsidenten sei bewusst im Kontrast zu Hindenburg gestaltet worden – mit Ebert als demokratischem Vorbild –, wenngleich die Machtbefugnisse des Bundespräsidenten deutlich geringer ausfallen.
In der anschließenden Publikumsdiskussion rückten schließlich Fragen zu den Wahlergebnissen der SPD, zur wehrhaften Demokratie und zu den Lehren aus der Weimarer Republik in den Vordergrund.

